Be the change? Individuum und Gesellschaft in Gandhis Ideologie

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Datum/Zeit
Date(s) - 01/06/2017
18:30 - 20:30

Veranstaltungsort
Falkenraum im Gunz

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Gandhi ist zurück in den linken Debatten. Der einen Seite dient er als eine Art Anti-Hitler, einer Person, die über jeden moralischen Zweifel erhaben ist und die ein Vorbild sein soll für die eigene Politik, ob bei Konsumkritik, Gewaltfreiheit oder Veganismus. Der anderen Seite dient er zum Distinktionsgewinn. Anhand seiner offensichtlich antimodernen Äußerungen kann den blöden Hippies mal erklärt werden, warum sie immer schon falsch lagen. Aber auch die VICE enthüllt die dunkle Seite des Mahatmas, die Philosophin Martha Nussbaum beruft sich dafür wieder positiv auf ihn und schließlich berichten „Flirtcoaches“ bei youtube, wie Gandhi sie inspirierte. Mohandas K. Gandhi ist im 21. Jahrhundert ein Popstar.

Aber was ist dran an Kritik und Vergötterung? Wir betrachten zunächst das Leben des „Mahatmas“ und seinen Werdegang vom Londoner Juristen und Esoteriker bis hin zum „Vater der indischen Unabhängigkeit“. Anschließend beschäftigen wir uns mit der eigenständigen Gandhianischen Ideologie. Was sind ihre Merkmale? Welches Verständnis von Gesellschaft liegt ihr zugrunde? Was hat sie mit (Anti-)Kolonialismus und der Durchsetzung kapitalistischer Strukturen in Indien zu tun? Und wieso landet sie bei Konsumkritik, Verzichtsideologie und Antimodernismus, aber wird entgegen aller Erwartungen nicht antisemitisch?

Abschließend werden wir versuchen, von der konkreten Ideologie Gandhis zu abstrahieren und uns fragen, welche problematischen Versatzstücke dieser Ideologie sich heute in linken Debatten in Deutschland finden lassen – und warum. Unsere These: So unterschiedlich das Deutschland des 21. Jahrhunderts und das Indien der 1940er Jahre auch sein mögen, so teilen sie doch die Grundlage kapitalistischer, widersprüchlicher Vergesellschaftung. Und diese produziert vergleichbare Ideologien.

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